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Von Silberfischen und Bronze-Büsten

|  News  |  Erstellt von Christiane Pütter-Haux

Ehrgeiz und Erfolg für Breitensportler: Elf Paare tanzten an, um sich das Deutsche Tanzsportabzeichen zu holen. Vier davon mussten eine Extra-Runde drehen, sieben schafften es gleich. Ein Nachmittag zwischen Triumph und Ehekrach, Nägelkauen und Korken knallen.

Sichtbar angespannt betreten die ersten Aspiranten schon vor dreizehn Uhr – um viertel nach zwei soll es offiziell losgehen an diesem Sonntagnachmittag – den Saal 1 des GSC. Und bleiben erst einmal verblüfft stehen: weiße Tischdecken veredeln die sonst so schmucklosen Tische. Papierne Fächer und schlanke Blumentöpfe in den Farben des Gelb-Schwarz-Casino verleihen dem großen Raum einen angemessenen Hauch von Festlichkeit: Hier wird sich entscheiden, ob sie es erreichen, das begehrte Deutsche Tanzsportabzeichen in Bronze beziehungsweise Silber. Für die Breitensportler im Verein eine der wenigen Möglichkeiten, das eigene Können fachlich überprüfen zu lassen.

2019, noch vor der Corona-Krise also, hatte Juror Andreas Zimmer damals fünf Paaren die Bronze-Prüfung abgenommen. Vier von ihnen hat der Ehrgeiz gepackt: Nun soll es Silber werden. Die vier Paare grüßen sich herzlich, kurz flammt so etwas wie der Nimbus der Eingeweihten auf.

Allein das schützt nicht vor mancher Nervenkrise beim letzten Üben, bevor es losgeht. Aus „nur schnell alles noch einmal durchtanzen“ entwickelt sich die eine oder andere heftige Diskussion. Ganze Choreos stehen plötzlich auf der Kippe. (Entsetzter Zwischenruf: „Wieso Choreo? Habt Ihr ´ne Choreo??“) Wacker halten andere dagegen, das sei doch alles nur ein großer Spaß und es sollten sich doch bitte mal alle entspannen.

Um 14.15 Uhr könnte man dann eine Stecknadel fallen hören, als Andreas Zimmer – wie beim letzten Mal unterstützt von Schriftführer Markus Bauer, der die Musik auflegt – nochmals die Regeln erklärt. („Sechs Figuren? Wieso sechs Figuren?? Aber doch nicht im Wiener Walzer…??“ Antwort: Nein, nicht im Wiener Walzer!) Als Breitensportvertreterin begrüßt auch Anita Eska die tanztolle Truppe. Das Messer, das sie in der Hand hält, dient aber nicht dazu, sich notfalls zu entleiben – Anita schneidet den Kuchen an, den eine Vereinskameradin mitgebracht hat.

Andreas Zimmer findet die Gruppe überschaubar genug für Einzel-Auftritte. Erst kommen die Neulinge dran, also Bronze. Das erste Paar geht aufs Parkett – und wird konsequent vom Applaus der anderen begleitet. Und das bleibt auch so. Bei jedem Paar.

Der Prüfer macht sich zunächst nur seine Notizen. Kein Kommentar zu den jeweiligen Vortänzern. Eine junge Dame knabbert nervös an den Fingernägeln, reißt sich aber sofort zusammen. Bei denen, die Silber ablegen wollen, steigt die Anspannung. Vier Tänze sind es bei Silber, bei Bronze drei.

Und dann ist der Nachmittag plötzlich rum, alle elf Paare waren auf der Fläche. Ein letztes Mal ruft Andreas Zimmer ein Paar auf, das sich angemeldet hatte, aber nicht erschienen ist. Die Fläche bleibt leer, die Beiden sind tatsächlich nicht gekommen.

„Ich werte die Unterlagen jetzt aus und dann bekommt Ihr das Ergebnis sofort“, erklärt der Juror. An den mitgebrachten Sekt mag noch niemand denken. Die Nervennahrung jedoch – Kaffee und Kuchen – geht sehr gut weg.

So. Und dann kommt die Stunde der Wahrheit: Bei vier von den elf Paaren hat es in einem der gezeigten Tänze entweder ein Partner nicht geschafft oder gleich alle beide. Sie dürfen aber einen Ersatztanz darbringen. So sieht es das Regelwerk vor und so bietet es Andreas ihnen an. Noch einmal Konzentration also: Prüflinge und Publikum – alle wollen hier heute jubeln können. Und Grund genug gibt es auch: Die vier Paare beweisen Nervenstärke. Alle bestehen! Die sieben anderen beweisen Sportsgeist – sie jubeln, was das Zeug hält!

Erleichterung, Freude, Glückwünsche – und jetzt knallen auch die Sektkorken. Die einen wuseln putzmunter herum wie Silberfische, die anderen stehen stolz und aufrecht wie Bronzebüsten. Geschafft haben sie es alle! Endlich wird geplappert und gelacht, angestoßen und gefeiert an diesem Nachmittag im GSC. Und die ersten denken schon an Gold …